Drahtzugleitungen

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Lage zum Gleis

Bei Neuanlagen liegt die Drahtzugleitung bei 2,80m von Gleismitte, um den Großgeräten genügend Arbeitsfreiheit zu gewähren . Bei Altanlagen wird in der Regel die Drahtzugleitung näher am Gleis zu finden sein 2,5 m aber nicht unterschreiten. Innerhalb von Bahnhöfen kann sich dieses Maß bis auf 2,2 m reduzieren.

1. Rollenhalter

Drahtzugleitungen werden circa alle 10 Meter durch Führungsrollen geführt. Dabei werden die Drahtzüge möglichst gerade verlegt, die seitliche Ablenkung pro Führungsrolle soll 5 Grad nicht überschreiten, damit die Stelldrähte leichtgängig bleiben. Die Führungsrollen werden an Trageeisen befestigt und mit Schneeschutzhauben abgedeckt. Die Trageeisen sind in der Regel an einem Leitungspfosten montiert.

Rollenhalter.png

Die Rollenhalter in Zusi bestehen aus dem Leitungspfosten, dem Trageeisen und einer oder mehreren Schneeschutzhauben (entspricht der Bundesbahn-Ausführung). Unter den Hauben befinden sich (in Zusi unsichtbar) die eigentlichen Führungsrollen. Eine Haube kann Rollen für 2 Doppeldrahtleitungen aufnehmen. Die Hauben werden im Abstand von 10cm nebeneinander am Trageeisen befestigt. Bei der Deutschen Reichsbahn wurden Rollenhalter ohne Schneeschutzhauben verwendet (bisher noch nicht als Zusi-Objekt vorhanden). Von der Deutschen Bahn AG wurden allerdings inzwischen oftmals Rollenhalter mit Schneeschutzhaube als Ersatzteile eingebaut.

2. Druckrollenkästen

Druckrollen werden für eine seitliche Ablenkung bis 30 Grad verwendet. Sie kommen zum Einsatz, wenn Drahtzugleitungen entlang von Gleisbögen verlegt werden müssen (Vieleckführung), und werden in genormten Druckrollenkästen untergebracht.

Druckrolle.png

Druckrollenkästen gibt es in Größe I (1-2 Doppeldrahtleitungen) bis XIV (27-28 Doppeldrahtleitungen).

3. Blechkanäle

Blechkanäle werden für unterirdische Leitungsführung verwendet (sofern nicht Betonkanäle zum Einsatz kommen). Sie dienen außerdem zum Ein- und Austritt der Drahtzüge in Ablenkungen (s. u.) und zur Unterquerung von Gleisen oder Bahnübergängen. Blechkanäle gibt es in den Größen I (für 1-2 Doppeldrahtleitungen) bis VI (11-12 Doppeldrahtleitungen).

4. Ablenkungen

Ablenkungen werden für die rechtwinklige Umlenkung von Drahtzugleitungen verwendet. An jede Ablenkung werden kurze Blechkanäle der Größe I oder II angeschlossen, bevor die Leitung oberirdisch weitergeführt wird. Man unterscheidet Ablenkungen, in denen der Abstand der Drahtzugleitungen von 140mm (Abstand auf der Hebelbank) auf das Maß von 40mm verringert wird, und solchen, in denen die 40mm-Teilung beibehalten wird.

5. Gruppenablenkungen

Gruppenablenkungen liegen unmittelbar vor dem Stellwerksgebäude. Hier werden Stelldrähte, die das Gebäude senkrecht zur Gleisachse verlassen, um 90 Grad in Gleisrichtung abgelenkt. Die Umlenkrollen liegen meist in einer individuell gebauten Umfassung aus Mauerwerk oder Beton, die mit Holzbohlen oder Blechplatten abgedeckt wird.

Gruppenablenkung.png

Gruppenablenkungen in Langeland. Falls Drahtzugleitungen in beide Richtungen weitergeführt werden, sind die Rollen übereinander angeordnet, und die Drahtzugleitungen in entgegengesetzter Richtung verlassen die Gruppenablenkung in unterschiedlicher Höhe.

Bei ausreichend Platz ist die Gruppenablenkung über mehrere kurze Blechkanäle der Größe VI mit dem Stellwerk verbunden.

6. Spannwerke

Drahtzugleitungen sind stets mit Spannwerken ausgerüstet, um Temperaturschwankungen auszugleichen und im Fall eines Drahtbruchs die Weiche oder das Signal sicher in einer bestimmten Stellung festzuhalten. Sie stehen bei hohen Stellwerken innerhalb des Gebäudes unter der Hebelbank, ansonsten im Freien in der Nähe des Stellwerks. In kleinen Bahnhöfen ist das Stellwerk meist im Empfangsgebäude untergebracht, und die Drahtzugleitung verläuft dann meist auf der gegenüberliegenden Bahnhofsseite, wo auch die Spannwerke aufgestellt werden. Man unterscheidet Signal- und Weichenspannwerke.

7. Bedarfsrechnung: welche Teile soll ich einbauen?

Faustregel: für jede Weiche, jeden Riegel, jede Gleissperre und jedes Hauptsignal wird eine Doppeldrahtleitung (DD) benötigt.

  • Dreibegriffige Signale werden über eine einzige DD gestellt, deren Stelldraht je nach Signalbegriff in unterschiedliche Richtung bewegt wird.
  • Einfahrvorsignale werden meist an die DD des Hauptsignals angeschlossen und benötigen daher keine separate DD.

Aus der Anzahl der parallel laufenden DD ergibt sich die erforderliche Bestückung der Leitungspfosten, Druckrollen, Kanäle und Ablenkungen.

  • Rollenhalter (Bundesbahn-Ausführung): jede Schneeschutzhaube kann 2 DD aufnehmen.
  • Druckrollen: Größenangabe (in römischer Ziffer) mal 2 ergibt die maximale Anzahl der DD. Ein Druckrollenkasten der Größe VI (sechs) kann also 12 DD aufnehmen.
  • Blechkanäle, 40mm-Teilung der Drähte: es gilt die gleiche Regel wie bei den Druckrollen. Ein Blechkanal der Größe VI kann 12 DD aufnehmen.
  • Blechkanäle, 140mm-Teilung der Drähte: hier kann ein Kanal der Größe VI nur fünf DD aufnehmen. Die 140mm-Teilung kommt zwischen Hebelbank und Gruppenablenkung zum Einsatz. Innerhalb der Gruppenablenkung wird der Abstand auf die platzsparende 40mm-Teilung verkleinert.

8. Anwendungsbeispiel: Bahnhof Grimmelshofen

Das Stellwerk des kleinen Bahnhofs ist im EG untergebracht.

Gruppenablenkung2.png Spannwerk.png

Die Drahtzüge werden unter den Gleisen auf die andere Bahnhofsseite geführt und durch zwei Gruppenablenkungen in beide Richtungen weitergeführt. Die Weichen- und Signalspannwerke stehen nahe an der Ablenkung.

Druckrolle III.png

Da der Bahnhof teilweise im Gleisbogen liegt, werden die Stelldrähte mehrmals mit Druckrollen umgelenkt.

Asig.png

Leitungsführung im Bereich der Ausfahrsignale N1 und N2. Die Drahtzüge werden zweimal um 90 Grad umgelenkt und in Blechkanälen unter dem Gleis durchgeführt. Vor dem Signal N1 steht ein einzelner Rollenhalter.

Weiche-mit-riegel.png

Leitungsführung an einer Weiche mit Riegel. Der Weichenantrieb und der Riegel werden über zwei getrennte DD angeschlossen. Die DD ganz rechts führt zum Einfahrsignal und wird im Gleisbogen mit Druckrollen umgelenkt.

Literatur

Stefan Carstens: Mechanische Stellwerke. Band 1: Funktion, Bauteile und Anwendung. Nürnberg: Miba-Verlag 1999 (Miba-Report)

Text: Lutz Troitzsch und Klaus Zimmermann